1970
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1970 Koblenz: die erste Niederlassung
Aus dem 30 Mitarbeiter starken deutsch-französischen Instandhaltungsbetrieb für CIT-Funkgeräte in Koblenz wird durch Akquisition die Thomson-CSF Elektronik-Wartungsgesellschaft mbH. Die Elektronik-Gruppe unterhält damit erstmals eine Filiale in Deutschland. Zugleich werden die Weichen für eine Ausweitung des Portfolios gestellt: Für das Marineradar-Geschäft wird 1971 am Standort der Howaldtswerke – Deutsche Werft AG in Kiel eine Außenstelle gegründet. Mit Einführung des deutsch-französischen Flugabwehrraketensystems Roland übernimmt die Niederlassung im Rheinland die Instandsetzung der deutschen Systeme. 1979 geht aus der Fusion mit der SEMS Computer GmbH die Thomson-CSF Elektronik GmbH, kurz TEK, hervor.
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1976 Simulation: Nah an der Wirklichkeit
Parallel zu Roland läuft der Bundeswehr mit dem Flak-Panzer Gepard 1976 beginnend ein weiteres Flugabwehrsystem zu. Für die Ausbildung der Besatzungen liefert die deutsche Dependance von Philips die „Ausbildungsanlage Flak-Panzer“ und den „Übungskampfraum“. Die Simulatortechnik erlaubt ein sicheres, kostengünstiges, umweltfreundliches und dabei doch realitätsnahes Training. Und sie wird eines der Markenzeichen von Thales und seinen Vorgängern in Norddeutschland und Koblenz: mit Taktik-Trainern und Torpedo-Simulatoren für die Marine, Flugsimulatoren für Zivil- und Militärpiloten, Fahrtrainern für Straße und Eisenbahn, der Ausbildungsausstattung für den Waffenträger Wiesel und dem Schießsimulator Sagittarius, der bei der Bundeswehr als AGSHP eingeführt ist.
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1978 Vernetzter Baukasten
Um 1970 legt die Hamburger Werft Blohm + Voss ein neuartiges Konzept für den Marineschiffbau vor. Die Mehrzweck-Kombination oder MEKO basiert auf containerisierten Funktionseinheiten für Waffensysteme und Elektronik, die nach einem Baukastensystem in den Schiffsrumpf eingerüstet werden. 1978 wird mit der Fregatte Aradu das erste MEKO-Schiff auf Kiel gelegt. Zum Konzept der Werft gehört es, Sensoren, Navigationsanlagen und Führungs- und Waffeneinsatzsysteme selbst zu integrieren. Die einschlägige Expertise bündelt Blohm + Voss Anfang der 1980er Jahre in der neuen Abteilung SME 3. Während der Vorarbeiten zur Fregatte F124 wird HSA als langjähriger Partner für Radar-, Führungs- und Feuerleitsysteme die Fachabteilung 1996 übernehmen, doch bis 2006 arbeitet die nunmehrige Thales-Niederlassung am gewohnten Ort im Hamburger Hafen weiter.
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1978 Die Welt wächst zusammen
Seit den 1960er Jahren ist die Welt weiter zusammengewachsen. Die transatlantische Telefonie ist längst Routine, 1965 startet der erste kommerzielle Nachrichtensatellit ins All, 1966 wird die letzte Handvermittlung der Bundespost abgeschaltet, und 1972 geht mit dem B-Netz bereits der zweite westdeutsche Mobilfunkdienst in Betrieb. Auch Standard Elektrik Lorenz hilft, die Kommunikationsnetze immer enger zu knüpfen: Von der Bürokommunikation und der altehrwürdigen Rohrpost über Amtsbau und Behördenfunk bis zu Satelliten-Terminals und Richtfunkanlagen für den Export nach Lateinamerika und Südostasien reicht das Portfolio jener Zeit. Mitte der 1970er Jahre zählt die SEL-Gruppe mit fast 40.000 Mitarbeitern zur Liga der zehn größten deutschen Industrieunternehmen.
Ab 1978 beteiligt sich SEL mit Telefunken und weiteren Unternehmen an einem Feldversuch der Bundespost zur praktischen Anwendung einer noch jungen Technik. Lichtwellenleiter aus Glasfaser sollen im Telefonnetz an die Stelle von Kupferkabeln treten. Nach einer ersten Testverbindung zwischen zwei Vermittlungsämtern werden 150 Teilnehmer per Glasfaserkabel an das Berliner Ortsnetz angeschlossen – mit überzeugenden Ergebnissen.
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1979 Globalisierung: Risiko und Chance
In den 1970er Jahren gewinnt die Globalisierung an Dynamik. Das starre Wechselkurssystem von Bretton Woods ist gefallen, eine liberale Wirtschaftspolitik ist en vogue, in Ostasien drängen bisherige Entwicklungsländer mit preiswerten Produkten auf den Weltmarkt. Wie andere Branchen gerät die europäische Elektroindustrie unter erheblichen Druck. Zusätzlich mit hohen Fehlinvestitionen belastet, hat AEG-Telefunken mit zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, werden mehr und mehr Geschäftsbereiche ausgelagert oder verkauft. Ab 1979 übernimmt die französische Thomson-Brandt – eine Schwestergesellschaft von Thomson-CSF – die Fernsehröhren-Fertigung von Telefunken in Ulm. Doch der Thomson-Konzern befindet sich selbst in der Krise. Er wird von der Verstaatlichungswelle in Frankreich erfasst und muss die unrentable Ulmer Produktion wenig später aufgeben. Der bei AEG-Telefunken verbliebene Anteil der Röhrentechnik erlebt hingegen mit der Konzentration auf das Spezialsegment hochwertiger und innovativer technischer Röhren noch einmal eine Blütezeit. Thales wird diese Tradition später fortsetzen.
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