1960
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1962 Software-Pionier
Friedrich A. Meyer gründet in Wilhelmshaven die ADV/Orga. Das Einmannunternehmen spezialisiert sich auf Software-Dienstleistungen für Geschäftskunden. Meyer wird damit zu einem Pionier der Software-Branche, die erst langsam im Entstehen ist: In der Regel liefern Computer-Hersteller ihre Programme mit, und Großunternehmen beschäftigen eigene Programmierer. Die ADV/Orga steigt in den 1970ern zu einem der größten deutschen Unternehmen der Branche auf, beschäftigt zeitweise fast 700 Mitarbeiter und geht 1984 an die Börse. 1990 wird die französisch-britische Sema Group die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Firma übernehmen.
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1963 Fühler nach Deutschland
Im Rahmen einer binationalen Kooperationsvereinbarung schließt das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) einen Vertrag über den Kauf französischer HF-Einseitenbandfunkgeräte des Typs ERB-281 für spezielle Verwendungen in der Truppe. In der Nähe des Koblenzer BWB-Sitzes wird die CITAIR Elektronik GmbH gegründet. Der kleine Betrieb im Stadtteil Goldgrube soll die Wartung und Instandsetzung der ERB-Geräte übernehmen.
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1964 Aus Ulm in den Orbit
Nach dem Zweiten Weltkrieg baut Telefunken Ulm zum Hauptsitz seines Röhrengeschäfts aus. Das Röhrenwerk in der Söflinger Straße wird ab 1967 durch eine weitere Betriebsstätte im Donautal für die Farbbildröhrenfertigung ergänzt. Außerdem unterhält das Unternehmen einen Standort für die Hochfrequenztechnik in der ehemaligen Sedankaserne. Die Röhrentechnologie bleibt auf Sondergebieten wie der Mikrowellen-Richtfunktechnik bedeutsam. 1964 wird eine spezielle Wanderfeldröhre für den mobilen militärischen Richtfunk-Einsatz vorgestellt. Im selben Jahr beginnt die Entwicklung von Senderöhren für Satelliten. Die Anforderungen sind enorm: Die Bauelemente müssen hoher Beschleunigung, Vakuum und extremen Temperaturen standhalten – und können im Fall des Versagens nicht ausgetauscht werden. Zur Sicherheit ist deshalb ein redundanter Röhrensatz vorgesehen. Zehn Jahre später ist es so weit: Eine Delta-Rakete der NASA bringt mit dem deutsch-französischen Experimentalsatelliten Symphonie 1 die ersten vier Wanderfeldröhren aus Ulm in den Orbit. Nach mehr als 70.000 Betriebsstunden wird der Satellit 1983 abgeschaltet. Die Ersatzröhren mussten nicht einspringen. Die Premiere ist gelungen.
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1965 Steil nach oben
Standard Elektrik Lorenz ist weiter in führender Rolle auf dem Markt für Flugnavigations- und Landesysteme aktiv. Nach zweijähriger Erprobung wird 1965 das erste Doppler-Drehfunkfeuer DVOR an den Kunden übergeben. Gegenüber dem Vorgänger liefert es genauere Navigationsdaten, unabhängig vom Gelände. Eine enge Kooperation im Luftfahrtgeschäft besteht mit dem französischen Unternehmen LMT.
Gleichzeitig ist SEL an einem Konsortium zur Entwicklung eines kombinierten Navigations- und Landesystems (KNL) für Senkrechtstarter beteiligt. Seit einigen Jahren arbeitet die deutsche Luftfahrtindustrie im Auftrag des Verteidigungsministeriums an einschlägigen Projekten. Ziel ist die Einführung jeweils eines Jagd-, Kampf- und Transportflugzeugs, die im Ernstfall ohne aufwendige Infrastruktur operieren können. Trotz technischer Erfolge führen die Überholung der militärischen Anforderungen und Zweifel an der Wirtschaftlichkeit bis 1972 zur Einstellung aller drei Programme.
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1968 Geburt eines Riesen
Immer komplexere Technologien bei zunehmendem internationalem Wettbewerb sind zum Nachteil für kleinere Unternehmen geworden. Vor diesem Hintergrund entsteht in Frankreich durch zwei Großfusionen ein Elektronik- und Verteidigungskonzern mit mehr als 64.000 Mitarbeitern, 50 Prozent Marktanteil im Inland und weltweitem Exportgeschäft: Zwischen 1966 und 1968 wachsen Hotchkiss-Brandt, ein traditionsreicher Mischkonzern auf dem Rüstungs- und Verbrauchermarkt, und die Elektronikunternehmen Compagnie Française Thomson-Houston und CSF zu einer Gruppe zusammen. Deren Sparte für Luftfahrt- und Verteidigungselektronik firmiert fortan als Thomson-CSF – der direkte Vorgänger von Thales ist geboren.
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