1950
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1951 Kalter Krieg und Wiederaufbau
In der ersten Hälfte des neuen Jahrzehnts könnten die Rahmenbedingungen für die bundesdeutsche Elektroindustrie und ihre westlichen Nachbarn kaum unterschiedlicher sein. Während in Frankreich auch militärische Elektronik nachgefragt wird, steht in der abgerüsteten Bundesrepublik der Wiederaufbau der zivilen Infrastruktur ganz oben auf der Agenda. Lorenz ist auf seinem traditionellen Post- und Behördenmarkt aktiv, aber auch in der Bürokommunikation, Medizin- und Schweißtechnik. Und natürlich bleibt die Eisenbahnsignaltechnik ein bedeutendes Geschäftsfeld. Seit 1949 werden – zunächst in einer Arbeitsgemeinschaft mit Krauss-Maffei, dann allein – relaisbasierte Gleisbildstellwerke für die Deutsche Bundesbahn entwickelt und gebaut. Die erste Anlage wird 1951 an die Kölner Verkehrsbetriebe übergeben.
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1955 Kooperation an der Küste
Die Pariser Verträge ändern die politische Lage grundlegend: Die Bundesrepublik Deutschland erhält die Teilsouveränität zurück und wird Mitglied von WEU und NATO. Am 12. November werden die ersten Freiwilligen der Bundeswehr in Bonn vereidigt. Im selben Jahr liegen Planungen für den Neubau deutscher Marineschiffe vor. Die – ab 1956 mehrheitlich zum Philips-Konzern gehörige – HSA wird frühzeitig als Lieferant für Radar- und Feuerleitanlagen für die Köln- und Hamburg-Klassen einbezogen. Es ist der Beginn einer jahrzehntelangen deutsch-niederländischen Partnerschaft im Marineschiffbau. Zur logistischen Unterstützung der deutschen Anlagen wird 1959 als neue Philips-Tochter die Radarleit GmbH mit Standorten in Kiel und Wilhelmshaven gegründet. Und eine weitere Schwestergesellschaft hat in Hamburg (später Bremen) das Geschäft aufgenommen: Die Elektro Spezial GmbH bietet Funkanlagen, Verkehrsradare, Optronik und Zünder für den Bedarf der Marine an.
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1955 Funk & Fernsehen
1954 ist die Pforzheimer Tochtergesellschaft G. Schaub als gemeinsames Kompetenzzentrum für Unterhaltungselektronik in die C. Lorenz AG eingegliedert worden. Erst ein Prozent aller Haushalte besitzt ein Fernsehgerät, doch zum 75-jährigen Firmenjubiläum prophezeit die Festschrift: „Das Farbfernsehen wird den Fernsehrundfunk beleben und bereichern. Daneben wird das magnetische Band Ton und Bild und vielleicht auch andere Dienste in das Heim bringen.“ Die Marke Schaub-Lorenz etabliert sich bald fest in westdeutschen Wohnzimmern: mit Radios, Tonbandgeräten, Kassettenrekordern, Lautsprechern und natürlich Fernsehapparaten.
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1956 Triumph des Transistors
Immer besser verstehen Wissenschaftler die Eigenschaften von Halbleitern. Zum Jahreswechsel 1947/48 haben Forscher der US-amerikanischen Bell Laboratories erstmals einen funktionierenden Transistor vorgestellt. In Paris gelingt einem deutsch-französischen Team parallel die Entwicklung. Das neuartige Bauelement – obwohl anfangs noch problembehaftet – ist kleiner, leichter und sparsamer als die bisher verwendeten Elektronenröhren. 1956 erhalten die drei amerikanischen Erfinder den Nobelpreis für Physik. Schon bald führen integrierte Schaltungen zu einer weiteren Miniaturisierung. Die Halbleitertechnologie gewinnt den Wettlauf gegen die Elektronenröhre und drängt den Konkurrenten zunehmend in Nischenverwendungen zurück. Das Zeitalter der Mikroelektronik beginnt – der Weg für die digitale Revolution ist geebnet.
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1958 SEL: Im Südwesten verwurzelt
Der Mutterkonzern ITT verschmilzt die C. Lorenz AG mit der Standard Elektrik zur Standard Elektrik Lorenz AG (SEL). Das Unternehmen aus der einstigen Elektrotechnik-Hochburg Berlin ist mit seinem Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen und den Standorten Pforzheim und Esslingen mittlerweile ein echter Baden-Württemberger geworden. Mit neuen Werken in Rastatt und Mannheim und der Akquisition der Graetz KG wird die Marktposition in den Folgejahren ausgebaut.
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